ANZAC Day

 

Nimmt man als Beginn der Geschichte des heutigen Australiens die Landung James Cooks im Jahre 1770, so bieten sich naturgemäß nicht allzu viele Ereignisse, deren Bedeutung für die Entstehung einer Tradition herhalten könnten.

Die alljährlich aufkommende Diskussion um den Nationalfeiertag zeigt das immer noch gespaltene Verhältnis zu den Ureinwohnern des Kontinents. Immerhin gibt es auch den sogenannten National Sorry Day am 26.Mai, um der „Stolen Generation“ zu gedenken. Hierbei handelt es sich um die bis 1969 praktizierte Zwangsentfernung der Kinder von Generationen der Ureinwohner aus ihren Familien, um sie aus den Reservaten heraus in die weiße Gesellschaft zu integrieren (…). Diese recht zweifelhafte Praxis wurde erst seit den 80er Jahren als diskriminierend gebrandmarkt. Im Jahr nach Erscheinen eines Reports „Bringing Them Home, 1997“ zu den Hintergründen und Auswirkungen wurde der National Sorry Day erstmals begangen. Am 13.Februar 2008 erfolgte eine bis dahin vermiedene offizielle Entschuldigung des damaligen neuen Premierministers, Kevin Rudd.

Ein weiterer nationaler Feiertag ist der Queens Birthday. Nun ja, irgendeinen Grund gibt es immer zu feiern, und Flexibilität geht hier über alles. Als Mitglied des Commonwealth sind aktueller König bzw. Königin die ranghöchste Person des Staates, und seit 1788 wird deren Geburtstag begossen. Dieses Ereignis findet in den einzelnen Bundesstaaten durchaus an verschiedenen Tagen statt, und für Elizabeth erst recht nicht am eigentlichen Geburtstag im April – in dem Monat wurde auch schon der ANZAC Day installiert.

 

ANZAC steht für „Australien and New Zealand Army Corps“, und der 25.April dient dem Gedenken der bis dahin in den Kriegen gefallenen Soldaten sowie der Kriegsveteranen. Verständlicherweise provozieren auch hier die oftmals pompösen und umfangreich beworbenen Veranstaltungen viel Kritik. So wird selbst von Historikern geäußert, dass dabei mehr Heldentum als durch die Eroberung des Kontinents seit 1788 präsentiert werden kann.

 

 

Der Ursprung des Gedenktages liegt in der ersten gemeinsam geführten Schlacht der Australier und Neuseeländer, als Armeekorps der britischen Streitkräfte während des 1. Weltkrieges am 25.April 1915 auf der türkischen Halbinsel Gallipoli landeten. Zu Ehren der im 1. WK Gefallenen wurden von den betroffenen Familien in ihren Heimatorten oftmals Bäume gepflanzt. Auch auf Tasmanien gibt es solche Alleen oder Plätze. Einer der bekanntesten befindet sich in Legerwood. Die hier 1918 gesetzten Bäume standen wegen Altersschwäche 1999 zur Abholzung, wogegen die Einwohner erfolgreich vorgingen und den tasmanischen Kettensägenkünstler Eddie Freeman orderten, einen permanenten Ort der Erinnerung an ihre im WK1 zurückgebliebenen 7 Vorfahren zu schaffen. Das Resultat kann sich wirklich sehen lassen und bietet eine nette Art der Geschichtsvermittlung und Traditionswahrung. 

Wen dabei der Hunger überkommt, der hat die Wahl zwischen der Nutzung des öffentlichen Grills im kleinen Park, oder dem Griff in eine der alljährlich neu designten ANZAC-Biscuit Dosen.

Aus Zeiten des ANZAC- Einsatzes im 2. Weltkrieg in der Normandie stammt übrigens das noch immer gültige Gesetz, Postkarten von Australien kostenlos nach Deutschland und Frankreich schicken zu können. Ob und wann solche Karten heutzutage ankommen ist unklar. Wir haben es bisher nur einmal probiert, das Ergebnis steht noch aus. In Sachen Post gibt es hier auf Tassie auch eine gewisse Kreativität, wie wir uns auf dem Novelty Letterbox Trail in Wilmot überzeugen lassen. Wofür Tradition doch so alles gut sein kann …