Das perfekte Wochenende

 

Man nehme: eine brauchbare Wettervorhersage, einige überwundene bürokratische Hürden, kleine Fortschritte der Kinder im Schulalltag, einen gefüllten Kühlschrank, eine Idee für den Wochenendausflug, und die eine oder andere Überraschung.

Mit dem Wetter ist das nun so eine Sache hier unten. Ganz nach dem Motto „wenn es dir nicht gefällt, warte 10 Minuten“. Der ausgiebige Regen vom letzten Sonntag hat unseren Haus-Wasserspeicher randvoll gefüllt, und offensichtlich auch einer Wärmefront den Weg gewiesen – immerhin überraschten uns am Donnerstag 28°C. Davon bleiben dann am Sonntag immerhin noch 23°C übrig, und unser Ziel steht fest: Bruny Island. Dafür wird ein Teil des Samstages in der Küche geopfert, um den Picknick-Korb mit Nudelsalat, Bouletten, selbst gebackenem Brot und Kuchen bestücken zu können.

Freitag Nachmittag noch fix Herrn Simsons (Neles Klassenlehrer) abgefangen und einen kurzen 2-Wochen-Rückblick ergattert. Auch er ist in Gedanken schon auf Bruny Island – scheint ein beliebtes Ziel zu sein. Egal, Männer können Dinge in wenigen Worten auf den Punkt bringen, und letztendlich bestätigt er unsere Erwartungshaltung mit seiner Einschätzung: alles im grünen Bereich.

Abends dann den Gasgrill angefeuert, und nach wenigen Minuten schmeckten die ersten Burger, mit klasse Blick auf die Bucht vor Coningham. Perfekt? – Nicht ganz, aus Kostengründen steht nur Coopers Ultra Light auf dem Tisch. Es fehlen also noch ein guter Sponsor oder zumindest ein brauchbares Angebot, um richtiges australisches Bier aus dem BWS (Beer Wine Spirits) zu tragen.

Auch an der bürokratischen Front stellen sich Erfolge ein. Nach schlappen 3 Monaten Diskussion findet sich endlich wieder Kindergeld auf dem Konto. Und die offizielle Anfrage an das Tasmanian Department Of Justice bzgl. der Aufnahme von Voluntärs-Arbeit wird nach ursprünglicher Ablehnung (wegen zu geringer Aufenthaltszeit) dann doch positiv beschieden … geht doch. Dafür schreibt der Autoversicherer und beklagt sich, noch kein Geld überwiesen bekommen zu haben. Häh??? Mit denen hatte ich doch ausführlich telefonisch alle notwendigen Details geklärt! OK, das Problem schieben wir mal elegant auf den Montag.

Dann die Überraschung: eine im Live-Stream übertragene Record Release Show aus London von den Gottvätern des Metals: METALLICA präsentieren die lang erwartete „Hardwired …“-Scheibe. Steht schon auf dem Weihnachts-Wunschzettel, aber das ist ein anderes Thema. Also mal eben das Frühstück bei sonnigen 20°C mit deftiger musikalischer Umrahmung genossen, cool!

Der Rest des Tages ist entspannt: etwas Schule mit den Kids, Küchenarbeit an Herd und Backofen (siehe oben), Tea-Time mit Sue & Graeme, kleiner Strandspaziergang bei Ebbe, Harry Potter part.4 (als Teil des alltäglichen Englisch-Unterrichts) …

Bliebe noch der obligatorische Wochenendausflug am Sonntag: Bruny Island. Und das ist schon ein Highlight. Für uns einfach zu erreichen, die Fähre von Kettering ist nur 10km entfernt und legt halbstündlich ab zur 20minütigen Überfahrt. Genaugenommen sind es 2 Inseln, verbunden durch eine schmale, beidseitig von weißem Strand eingerahmten Landenge (Isthmus), der auch gerne von Pinguinen bewohnt wird. Diese wollen wir später mal zum Abend (wenn sie aus dem Ozean an Land watscheln) beobachten.

Das Frühstück zelebrieren wir auf der Nordinsel am Nebraska-Beach, vis-a-vis von Coningham, also mit Blick auf unseren „Heimat“-Strand. Auf Nord-Bruny dominieren eher sanfte Hügel und weiße Buchten, der Süden ist geprägt durch das Fluted Cape als Bestandteil des South Bruny National Parks. Diese Ecke haben wir uns dann auch für unsere erste kleinere Wanderung rausgesucht und die 270m hohe Klippen erwandert, um danach ein verdientes, kühles Bad in der Adventure Bay zu nehmen. Auch Albino-Wallebies soll es hier geben, sind uns aber nicht vor den Bullenfänger gesprungen. Dafür musste eine Tiger-Snake dran glauben und geriet unter die Räder. Das Straßennetz ist hügelig und teilweise von staubigen Gravel Roads durchsetzt – genau das Richtige für unseren ersten Ausflug mit dem X-Trail. Bedeutet dann leider auch eine baldige Wascheinheit, um den alten Glanz wieder herzustellen.

Ein kulinarischer Höhepunkt erwartet uns dann nach Rückkehr unerwartet zum Abendbrot . Liebe Nachbarn präsentieren eine schöne, schon gekochte Languste, selbst gefangen. Da schlagen wir genüsslich zu und freuen uns, wie gut wir hier aufgenommen sind von eigentlich noch fremden, aber sofort sehr offenen und einladenden Menschen. Vermutlich werden wir in den folgenden Sommermonaten noch diverse BBQ-Partys schmeißen.