Road-Trip

 

Im Vergleich zum Mainland Australiens nimmt Tasmanien ja nicht einmal 10% der Gesamtfläche ein, und bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 2% werden die Tassies entsprechend auch gerne belächelt. Den großen Vorteil, nämlich eine unglaubliche Fülle von unterschiedlichen Landschaftsformen, Wildlife und Entspanntheit bei gemäßigten Temperaturen lassen sich die Aussies der anderen 5 Bundesländer (es gibt 6 States und 10 Territories) dann doch nicht entgehen und verbringen ihren Sommerurlaub gerne an den atemberaubenden Küsten der kleinen Schwesterinsel. Da Hotelurlaub in Down Under eher unerschwinglich ist, scheint ein Großteil der Bevölkerung in PS-starke Allradfahrzeuge, Wohnwagen und Boot zu investieren, diese dann in Melbourne auf die „Spirit Of Tasmania“ zu verschiffen und nach ca. 10h Bass-Strait-Minikreuzfahrt in Devenport einzufallen. Ausgestattet mit Camping-, Grill- sowie Angelequipment wird einer der unzähligen, oft kostenlosen Stellplätze angesteuert, der kleine Claim für ein paar Tage abgesteckt, das Bier gekühlt – Cheers Mate, that`s life!

Auch wir genießen gerne diese Vorteile und begeben uns auf eine 2000km Rundreise im kleinen, dennoch hochpreisigen (Saison!) Campervan. Um es positiv auszudrücken: wir sind schon bessere Wohnmobile gefahren. Aber hey: durch die Erfahrung von bisher 403.000km (wow!!!) wissen Motor und Automatikgetriebe unseres Toyota HiTop genau, wie man Küstenstraßen, Gravel Roads und Serpentinen richtig angeht: mit Gelassenheit. Und so kämpfen wir uns Tag für Tag entlang der Ost-, Nord- und Westküste und zurück durch das Inselinnere, erfahren und bewandern dabei immerhin 6 der 19 Nationalparks, finden Traum-Stellplätze und können nach 14 Tagen mit Sicherheit bestätigen: „We had a devil of a time“. 

In Zeitraffer stellt sich der Trip ungefähr so dar:

 

Eastcoast (brilliant): tolle Strände – vor allem in der Coles Bay sowie Bay Of Fire, Freycinet NP mit Walk zur Wineglass Bay (kitschig schön und perfekt geformter weißer feinsandiger 2km-Strand, welcher vom Lookout aus irgendjemandem die Vision eines Weinglases gegeben haben muss); die Nuggets - kleine vorgelagerte Felsinseln als Vogelbrut- und Robbenzufluchtsort; durch Eisenoxid und Lichenbewuchs (ein Flechtenmix aus Algen und Pilzen) in verschiedensten Gelb, Pink bis Orange- und Rotfarben schimmernde Granitbrocken, welche wiederum natürliche Aquarien für Muscheln, Seesterne, Krebse u.ä. bilden; ein darin nach der Flut verirrter, mit Kescher selbstgefangener und zum Abend verspeister australischer Lachs (yummy!); zutrauliche Wombats (süüüß!) und Wallabies (nervig!); baden im Süßwasser des Apsley River Waterhole; viel Wind und Gravelroad sowie Delphine, Forester Kängurus, Wombats und „heaps of wallabies“  im Wildlife-Sanctuary des Mt. Williams NP;

Northcoast (amazing): an die Bass-Strait angrenzend, entsprechend stetigen Winden und Wellen ausgesetzt; Lavendel-Farm in Bridestowe (schöner violetter Kontrast, offensichtlich auch ein Must-See für alle asiatischen Touristen …); imposante Holzskulpturen in Legerwood (ein World War One- Memorial von Eddie Freeman aus 9 Pinien, ursprünglich 1918 zu Ehren der im 1.Weltkrieg gefallenen lokalen ANZAC Soldaten, dann aber abgestorben und so der Allgemeinheit erhalten); mehr oder weniger interessante Orte wie Deloraine (Platypus!), Launceston, Devenport (Fähre nach Melbourne), Burnie (Kreuzfahrthafen) und Smithton (verströmt einen ausreichend sättigen Duft von frischen Pommes, Dank der Fabrik von McCain Food); Rocky Cape NP (mit diversen Aborigines Caves); Pinguinkolonien (nicht nur im Ort Penguin); Stanley mit dem dominierenden Magma-Felsplateau „The Nut“ sowie Kolonialort mit lebendig gehaltener Vergangenheit bzgl. der ersten englischen Ansiedlungen von Landwirtschaft (Highfield, 1826 errichteter Sitz der Van Diemans Land Company zur Schafzucht) – leider auch Millionen von lästigen Strandfliegen, die unseren Aufenthalt dort erheblich einschränkten

Westcoast (breathtaking): wir haben wohl nicht die wahre Seite der Westküste gesehen – und das ist gut so! schönstes Sommerwetter erlaubt Wanderungen an atemberaubenden Stränden, verziert mit Unmengen von Treibholz, welches vom Arthur River aus den Regenwäldern des Inlandes an die Küsten gespült wird und ein irgendwie inszeniert wirkendes „Timber-Chaos“ verursacht; der einzige Grund, nicht länger zu bleiben: die Roaring Forties vertreiben früher oder später sicher die gute Laune mit Sturmböen, und es ist egal ob man durch die Feuchtigkeit der salzigen Ozeanluft oder durch Dauerregen demotiviert wird

Zurück ins Inselinnere: absolut einmalige Regenwälder mit diversen imposanten Wasserfällen (Montezuma Falls, Nelson Falls) und Hängebrücken; unser erster Tasmanian Devil – leider nur tot am Straßenrand, dafür in Ruhe zu besichtigen; eher unattraktive und zerklüftete Bergbauregionen mit ausgestorben wirkenden Ortschaften wie Zeehan; der durch den Overland Track bekannte Mt. Cradle & Lake St. Clair NP mit dem tiefsten See Australiens (-167m); unendlich erscheinende Bergregionen des Franklin-Gordon Wild Rivers NP; Wasserkraftwerke und entsprechend viele Seen und Flüsse – so auch der Derwent River, dem Lake St. Clair entspringend und letztendlich den Hafen von Hobart bildend – womit wir unsere Runde nach 14 Tagen und ohne Panne beenden.

Am Ende der Tour kennen wir von den Autokennzeichen her alle australischen Bundesstaaten mit entsprechendem Motto:

TAS = Tasmania (Your Natural State), VIC = Victoria (The Education State), ACT = Australia Capitol Territory (The Nation`s Capital), NSW = New South Wales (The Premier State), QLD = Queensland (Sunshine State), NT = Northern Territory (Outback Australia), WA = West Australia (State Of Excitement), SA = South Australia (Festival State).

Bildungsauftrag erfüllt, Erholungseffekt erreicht, und das Beste nach diesem Urlaub:

 

Noch kein Arbeitsalltag in Sicht …