Sydney – Hobart Yacht Race

 

Die Aussies sind ja bekannt als Sport-Nation. Schon in den Schulen wird viel Wert auf Teamgeist und Mannschaftssport, aber auch auf die Förderung des Einzelnen gelegt. Wie schon vorab berichtet, alles etwas relaxter im Vergleich zu Deutschland. Unsere Hoffnungen auf den Besuch eines ultimativen Sport-Events bekamen allerdings schnell Dämpfer. Vor allem ein Rugby-Spiel hätten wir uns gerne angesehen, auch wenn unsere Herzen da eher mit den Kiwis, genau genommen mit den All Blacks – die neuseeländischen Erzrivalen der australischen Wallabies, schlagen. Leider ist Tasmanien (nicht nur) in der Beziehung etwas anders als das sogenannte Mainland. Jedes Dorf besitzt hier einen Cricketplatz incl. Team, und sogenannte Testspiele der australischen und südafrikanischen Nationalmannschaften fanden kürzlich gebührende Wertschätzung. Der Rest der Sportwelt ist eher uninteressant.

Mit einer Ausnahme: Segeln in allen Varianten und Größenordnungen. Das Event schlechthin ist hierbei das alljährlich ausgetragene Rolex Yacht Race von Sydney nach Hobart. Knapp 100 Yachten sind dann Bestandteil einer gigantischen Kulisse vor der Skyline von Sydney und kämpfen sich die 628 Seemeilen südlich entlang der Küste in die Bass Strait und weiter durch die Storm Bay, abschließend den Derwant River hinauf in den Hafen von Hobart. Also heißt es am Boxing-Day um 13:00 Ortszeit Fernseher an, um einen wirklich atemberaubenden Start mitzuerleben. Da geht es richtig zur Sache, und es ist offensichtlich, dass hier nur Profi-Crews unterwegs sind, um die millionenteuren Yachten heil aus der Hafenregion ins offene Meer zu navigieren. Auch eine deutsche Yacht ist dabei – die Varuna VI, gebaut in Kiel und gerade mit Blick auf solche prestigeträchtigen Rennen designed.

Durch den Kursverlauf kommt die Flotte im Prinzip vor unserer Haustür vorbei, und nur wenige Kilometer weiter befinden sich tolle Aussichtspunkte, um die Yachten auf den letzten Meilen vor Hobart zu beobachten. Wenn, ja wenn es da nicht das unberechenbare Wetter gäbe. Mal sind es die „Roaring Forties“, welche in Form von Sturmböen das Feld durcheinander wirbeln und, wie auch 1998 geschehen für Chaos incl. Todesfälle sorgen. In diesem Jahr sollte dann das genaue Gegenteil für ein eher unerwartetes Ende sorgen: heftige Regenfälle, verbunden mit einer totalen Flaute, fast zeitgleich einsetzend mit dem Zieleinlauf der Gewinneryacht Perpetual Royal. Diese schaffte nach anfänglich idealen Bedingungen einen unglaublichen Streckenrekord von 1 Tag, 13 Stunden und 31 Minuten und unterbot die bisherige Bestmarke um schlappe 4 Stunden und 52 Minuten. Soweit so schlecht – nach Adam Riese ergibt sich damit eine unchristliche Uhrzeit von 02:31, also mitten in der Nacht. Wer bitteschön stellt sich denn da den Wecker, noch dazu wenn heftiger Regen die Dunkelheit begleitet? Und auch tagsüber wird es nicht angenehmer. Die Regenwolken hängen dermaßen tief, dass wir kaum die gegenüberliegende Landspitze von Tinderbox erkennen können. Also ist auch an das Beobachten der zurückgebliebenen Yachten nicht zu denken. Bleibt zu hoffen, dass diese doch irgendwann den Hafen von Hobart erreichen, und wir die Schmuckstücke in den kommenden Tagen begutachten können. Dazu bedarf es dann aber etwas mehr Wind, um dem Schneckenrennen ein Ende zu bereiten. 

O-Ton eines Skippers: " Then it was exciting sailing down the coast and frustrating sitting, not moving for hours on the river (Derwant) looking at the finish line ".

Eventuell wird ja die Storm Bay bald in Windless Bay umbenannt? Wir werden davon berichten :)

Bei gesteigertem Interesse kann allen Möchtegern-Skippern und Landratten die folgende offizielle Seite empfohlen werden: http://www.rolexsydneyhobart.com/news/

 

Na denn: Schiff Ahoi

 

Nachtrag:

Für ALLE, die auch nur halbwegs am Segeln Interesse haben, oder auch um es sich abzugewöhnen, hier die ultimative Buchempfehlung: "Fatal Storm" von Rob Mundle. Beim Lesen dieser atemberaubenden Chronik zum oben erwähnten Rennen von 1998 ist Seekrankheit vorprogrammiert ...