Ein typischer Schultag an der Kingston High

 

Es geht schon mal damit los, dass ich in Deutschland schon um 5:40 Uhr aufstehen muss, hier werde ich ganz entspannt um 7 Uhr von Papa geweckt. Danach gibt es lecker Frühstück und eine fertig gepackte Lunchbox. Ein paar Minuten vor 8 kommt mein Schulbus, der direkt vor unserer Haustür hält. Die beiden Stammbusfahrer sind sehr nett und entspannt, manchmal darf sogar ein kleiner Hund ein Stück mit im Bus fahren. Ich finde es auch sehr lustig, manche Leute zu beobachten, wie sie in den Bus einsteigen, vor allem einen Jungen, der immer seinen „bloody seat“ sucht oder vermutet, dass schon wieder jemand auf seinem „bloody seat“ sitzt. Ungefähr eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn kommen wir mit dem Bus vor der Schule an und beim Aussteigen bedankt sich jeder beim Busfahrer. Wenn ich nachmittags mit dem Bus zurückfahre, wartet Nele immer schon zu Hause an der Straße und der Busfahrer winkt ihr zu.

Der Unterricht beginnt um 9 Uhr, allerdings müssen alle schon um 8:45 Uhr zur „Homegroup“ da sein. Dort wird die Anwesenheit gemacht und wir haben Zeit, mit unseren Freunden zu quatschen. Schulschluss ist für alle um 15:05 Uhr. Ich habe jeden Tag 4 „Periods“, also Unterrichtsstunden, die jeweils 1h15 gehen. Dazwischen haben wir zwei größere Pausen, in denen alle rausgehen müssen, und eine kleinere Pause. Meine Schule ist in verschiedene Pods (runde Gebäude) aufgeteilt. In den meisten Pods sind zwei Jahrgänge mit jeweils zwei Klassen untergebracht. In den anderen Pods befinden sich die Bibliothek, Turnhalle, Office, Uniform-Shop usw.

In meiner Schule gibt es u.a. singende Lehrer, die zur Weihnachtszeit Tannenbaumhaarreifen tragen oder Lehrer, die nach eigener Aussage ihren Verstand verlieren. Auch mein erster Mathetest war ein Erlebnis, weil es einfach ganz anders ablief als in Deutschland.

Generell arbeiten wir ziemlich viel selbstständig am Computer. In Musik (kann als „Option“ gewählt werden) lernen wir zwar auch theoretische Dinge, wir proben aber größtenteils Stücke ein, die wir dann später an Schulveranstaltungen spielen, z.B. beim Final Assembly. Das findet jedes Jahr zum Schuljahresende statt. Die ganze Schule versammelt sich in der Turnhalle (Eltern sind auch eingeladen), es werden verschiedene Schüler geehrt und es gibt ein paar musikalische Beiträge. Letztes Schuljahr waren in meinem Musikkurs einige Gitarren, zwei E-Gitarren, ein Schlagzeug, Oboe, Flöte, Trompete, Keyboard, Sänger – und ich, die erste und einzige Geige J

In PE (Sport) gibt es aufgrund der hohen Sonnenstrahlung zum Glück meistens gratis Sonnencreme. In den Supermärkten ist die Sonnencreme allerdings unanständig teuer, was ich unmöglich finde, da Australien die höchste Hautkrebsrate weltweit hat.

Neben den normalen Fächern, die in Deutschland und Australien ungefähr gleich sind, gibt es hier auch das Fach „My Education“, in dem wir sozusagen Dinge fürs Leben lernen. Einmal hatten wir z.B. einen ehemaligen Flüchtling aus Afghanistan zu Gast, der uns von seiner Flucht erzählt hat. Im Anschluss konnten wir ihn mit Fragen löchern.

Für die Schüler aus Grade 7 und 9 wird jedes Jahr ein Outdoorcamp/Klassenfahrt angeboten. Dabei stehen immer ein paar Optionen zur Auswahl, dieses Jahr waren es ein Trip nach Melbourne, eine Art Sportcamp auf Maria Island, ein paar Tage an der Fortescue Bay, der Overland Track oder eine Woche mit Tagesausflügen. Ich habe mich als einziges Mädchen für den Overland Track entschieden und Papa hat auch gleich für den gleichen Zeitraum gebucht.

Zum Schluss möchte ich euch an einer Frage teilhaben lassen, die ich mir jeden Tag aufs Neue stelle. Im Unterricht dürfen wir Handys benutzen, Musik hören und arbeiten sowieso viel mit Computern. Außerdem sind immer zwei Klassen (ca. 40 Schüler) an Gruppentischen in einem Raum verteilt. Wie schafft es meine Klasse hier, viel ruhiger im Unterricht zu sein als die in Deutschland? Vielleicht spielt dabei das Durchmischen der Klassen nach jedem Schuljahr eine Rolle? Oder teambildende Maßnahmen in der Primary School? Ideen dazu dürft ihr mir gerne per email zukommen lassen (Flaschenpost dauert zu lange …)

 

Eure Alina