Port Arthur

Wenn es einen Preis für das bestgelegene Gefängnis der Welt geben würde, wäre Port Arthur sicherlich ein heißer Kandidat gewesen. Die Bewerbung käme allerdings 140 Jahre zu spät, nachdem 1877 die Schließung erfolgte. Beginnend im Jahre 1830 wurde bis dahin ein wichtiger Teil in der Geschichte der aus Europa deportierten  Gefangenen geschrieben, und das an einem landschaftlich einmalig schön gelegenen Ort, der Tasman Peninsula. So lassen sich heute Historie mit Natur wunderbar verbinden. Die Gefängnisanlage ist relativ weitläufig, da zur aktiven Zeit fast als kleiner Hafenort konzipiert. Fast unbemerkt vergeht die Zeit zwischen einer kurzweiligen Führung, einer Hafenrundfahrt und dem Ablaufen der mehr oder weniger gut erhaltenen Gebäude und Ruinen. Wenn die Zeit nicht ausreichen sollte, erlaubt das Ticket auch noch den Eintritt am folgenden Tag. Da steht dann womöglich aber schon eine Wanderung in der Fortescue Bay, zur Waterfall Bay oder in die Remarcable Cave an. Auch ausgiebige Strandtage oder der Besuch des Tasmanian Devil Unzoo sind lohnenswert. Das absolute Highlight wäre ja der Three Cape Track (http://www.threecapestrack.com.au/index.html), eine 4tägige Wanderung mit 3 Übernachtungen in komfortablen Hütten. Der Preis von schlappen 500AUD bzw. für Kinder 400AUD ist allerdings relativ happig, obwohl immerhin der Eintritt zu Port Arthur mit 2 Jahren Gültigkeit enthalten ist.

Auch viele Gefangene von damals haben über eine Wanderung nachgedacht, wohl eher um dem harten Dasein der oftmals unmenschlichen Bedingungen zu entkommen. Die geographische Lage stand dem aber entgegen, da die Halbinsel nur über die Landenge namens Eaglehawk Neck zugänglich ist. Und diese um die 30m schmale Verbindung zur Freiheit wurde durch Armee sowie die berüchtigte Dogline bewacht. Hierbei handelte es sich um bis zu 18 blutrünstige, angekettete Hunde „every … would have taken first prize in his own class for ugliness and ferocity at any show“, welche nur schwer auszutricksen waren. Ein gewisser Billy Hunt verkleidete sich angeblich als Känguruh und versuchte hüpfend durchzukommen, erregte allerdings die Aufmerksamkeit eines auf Jagd befindlichen Soldaten und gab rechtzeitig auf.

Die Anlage erzählt viel über die damaligen Verhältnisse, nicht nur bzgl. des irren Systems des Strafvollzugs inklusive Einzelhaft, Auspeitschungen und Strafarbeit, sondern zeichnet das bizarre Bild einer Gesellschaft von Gefangenen, Wächtern, Personal und deren Familien. Es entstand ein gruseliger Ort britischen Lebens, wo Hafen, Werft, Kirche, Schule und Erholungsgarten neben Haftanlagen, Zucht- und Irrenhaus sowie Friedhofsinsel fast einträchtig nebeneinander existierten. Nachdem die Deportationen aus Europa nach Van Diemens Land 1853 eingestellt wurden, existierte Port Arthur immerhin noch bis 1877 weiter und wurde dann geschlossen. Viele Gebäude wurden zurückgebaut, das Baumaterial zur Errichtung von Häusern u.a. auch in Hobart wiederverwendet, und Buschbrände taten ein Übriges. Heute wird ein großer Aufwand betrieben, dieses seit 2010 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörende tasmanische Highlight zu erhalten.