Snug Primary – German Kitchen Event

 

 

Wie schon anderweitig berichtet wird an den hiesigen Schulen viel Wert auf Gemeinschaft, aber auch individuelle Förderung und die Vermittlung praktischer Fähigkeiten gelegt. Weiterhin erfolgt eine starke Einbindung der Eltern über die Volunteering-Schiene. Ein klasse Beispiel ist hierbei der Schulgarten- und Kochunterricht der Snug Primary. Angelehnt an das „Stephanie Alexander Kitchen Garden Program“ und unterstützt durch eine Kochlehrerin haben die Kids die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in die Geheimnisse der Küche zu erlangen. Angefangen mit dem Anbau der erforderlichen Zutaten wie Obst, Gemüse und Kräuter, über die Erstellung und Umsetzung abwechslungsreicher Rezepte, dem koordinierten und hygienischen Arbeiten in einer Küche, der gemeinsamen Verkostung als Erfolgserlebnis und natürlich auch der Beseitigung des hinterlassenen Chaos sind die Themen vielschichtig. Im wöchentlichen Wechsel wird entweder im Garten geschuftet oder in der Küche gezaubert, und das in den Klassenstufen 3 bis 6 für jeweils 1,5 Stunden.

Bei der Zubereitung der Gerichte wird vor allem auf im Schulgarten angebautes Obst und Gemüse zurückgegriffen. Überschüssiges geht in den Verkauf und füllt die Küchenkasse für erforderliche Einkäufe. Die abwechslungsreichen, einfach und in überschaubarer Zeit umzusetzenden Rezepte werden im 14-tägigen Schul-Newsletter veröffentlicht. Das gibt den Kids die Möglichkeit, ihre neuen Erkenntnisse zu Hause auszuprobieren.

 

Da wir mit Dearne schon gut befreundet sind ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie uns in ihre Welt der Schulküche mit einbindet. Natürlich überredet sie uns auch sofort, ein deutsches Menu zu entwickeln, welches den Horizont der Kids erweitert, innerhalb der limitierten Zeit und mit vorhandenen Zutaten leicht zu erstellen ist, und natürlich auch noch den Geschmack der Kinder treffen soll. Das sind ja gleich 3 Wünsche auf einmal!?! Ok, Kinderüberraschungseier fallen aus – obwohl es die hier auch gibt. Kartoffelklöße mit Schweinshaxe und Sauerkraut sind evt. typisch deutsch, aber eindeutig zu sehr bayrisch und ohne Weißbier nur schwer verdaulich. Und auch sämtliche Wurst- und Schnitzelgerichte würden nur das vorhandene Klischee bedienen.

Also sind wir einfach mal kreativ und bereiten die Rezepte für folgende Menüfolge vor: Erdbeer-Avocado-Split, gefolgt von Möhren-Sellerie-Burger mit Tomatensalat in Limonen-Mayonnaise, abgerundet durch Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Das alles auf 5 Gruppen zu je 3..5 Schülern verteilt, und los geht`s. Na ja, nicht so schnell, ein paar Hindernisse gilt es noch zu überwinden. Knollensellerie (celeriac) ist hier eher unbekannt und kaum erhältlich, im Gegensatz zum Lauch-Grünzeug (celery). Und der Schulgarten gibt auch nur einige mickrige, verschrumpelte Knollen her. Ok, etwas gestreckt und gemischt reicht es.

 

Die Kochstunden beginnen dann mit einer kurzen Deutsch-Einheit, wobei vor allem auf die geographische Lage (nein, Sibirien gehört nicht zu Deutschland), Geschichte (alles was älter als 200 Jahre ist ruft ungläubiges Staunen hervor) und Zahlenkunde (Eins bis Fünf, das ist schwer genug) eingegangen wird. Dann erfolgt die Gruppeneinteilung, und nach dem Händewaschen geht`s an die Rezepte, Gerätschaften und Zutaten. Dabei ist schön zu beobachten wie koordiniert viele Dritt- und Viertklässler arbeiten, im Gegensatz zu einigen Fünft- und Sechstklässlern. Klar ersichtlich, wer auch zu Hause häufiger in der Küche mithilft, bzw. wer doch eher hinter der Spielkonsole oder auf dem Kricketplatz abhängt. Am Ende hatten Alle Spaß, und der Erfolg in Form von fertigen und schmackhaften Gerichten, leergefutterten Tellern sowie ein lautes „THANK YOU VOLUNTEERS!!!“ zum Ende der Kochstunde sind Belohnung genug.