Schöner Alltag

Nun sind es für uns schon über 7 Monate, welche wir auf Tasmanien erleben dürfen. Und ja, an den Alltag hier können wir uns gut gewöhnen.

Aber was ist denn nun Alltag, und was ist verlängerter Urlaub? Bei der Beantwortung der Frage hilft es auch nicht gerade, wenn einen beim Frühstück in der Sonne am Strand 6 Delphine vor der Nase entlangschwimmend ablenken! Die haben sich wohl hierher verirrt und sind auf dem Rückzug Richtung Bruny Island in Coningham angekommen. Tolles Erlebnis! Jetzt fehlen uns noch die Wale, welche aber hoffentlich nicht in diese Falle tappen, sondern weiter östlich die Küste entlang durch die Tasman Sea reisen. Beobachten können wir die hoffentlich im Juli in Sydney oder später im September/ Oktober von Maria Island aus auf ihrem Weg zurück in den Süden.

Schön ist es, morgens ab 7:00Uhr die Vorhänge aufzuziehen und das imposante Farbspiel des Sonnenaufgangs über Tinderbox zu beobachten. Dabei aber bitte nicht die Lunchboxen und die dazugehörigen Kinder vergessen, welche geweckt und für die Schule verpflegt werden wollen. Nach dem Frühstück spielt Nele gerne noch eine Runde Handball und macht nebenbei ihre täglichen Spelling-Übungen. Wenn dann die Bremsen des Schulbusses vor der Haustür quietschen, ist es Zeit für einen kleinen Plausch mit John (dem Busfahrer), bevor die Kids Richtung Kingston bzw. Snug in ihren Schulalltag aufbrechen. Ach ja, mit Peter, dem vor 25 Jahren aus Hamburg hierher ausgewanderten Busfahrer, wollten wir uns ja auch noch mal verabreden.

 

Die Schulen sorgen bei uns für einige Abwechslung. Mit regelmäßigen Newslettern oder Updates in Facebook, Voluntärs-Aktivitäten bei Koch- und Schulgartenunterricht, Outdoor-Camps, Aufführungen aus dem Drama- und Musikunterricht, 14tägige öffentliche Schulversammlungen (mit kleinem Programm und Auszeichnungen) oder auch Tombolas zu Ostern und Weihnachten werden Eltern und Community einbezogen. Mittlerweile gibt Stephan jeden Dienstag den „Lese-Opa“ in Grade 3, und die Begeisterung auf beiden Seiten ist dabei groß. Aktuell erfreuen wir uns an den Kinderbüchern von Roald Dahl. Mit seinem recht bildhaften Schreibstil versetzt er die Leser in eine bunte, aufregende Phantasiewelt.

Gerne entscheiden wir uns in der Woche kurzfristig für kleinere oder auch Halbtagesausflüge in unserer Gemeinde Kingborough oder in der Gegend um Hobart. Die Auswahl ist recht groß, angefangen mit Strandwanderungen an den Sandsteinklippen von Coningham, Kingston oder Blackmans Bay entlang. Anspruchsvoller wird es in der Region des Mount Wellington, wo die recht steilen Anstiege schnell für einmalige Aussichten auf die südöstliche Region von Tasmanien sorgen. Aber auch direkt hinter unserem Haus bietet sich eine schöne Tour: Der Clifftop Trail entlang der Küste und dann über den Shepphards Hill und die Old Station Road zurück über den Fire Trail (ca. 20m breite angelegte Schneise gegen Buschfeuer). Für Begleitung sorgen hierbei aufgeschreckt hüpfende Wallabies, einmalig komisch lachende Kookaburras oder eine Schaar bunte Kakadus. 

Gerade jetzt im tasmanischen Winter ist es an sonnigen Tagen draußen angenehmer als im Haus. Der große, von einem Opossum-Pärchen bewohnte Eukalyptusbaum lässt leider nicht viel Sonne durch. Die Wärmepumpenheizung bemüht sich zwar nach Kräften, aber Wärmedämmung stand bei der Errichtung 1967 nicht im Vordergrund. Da ging es eigentlich nur um einen schnellen Ersatz für das von den im Februar 1967 wütenden Buschbränden abgebrannte Heim.

Bisher sind wir von Stürmen und Starkregen verschont, was allerdings auch ein Problem mit sich bringt: Unsere Trinkwasserversorgung hier beruht auf Regenwasser, wofür wir im hinteren Garten einen großen und drei kleinere Tanks mit einem Gesamtfassungsvermögen von ca. 35 Kubikmeter zu stehen haben. Wenn es kritisch wird, muss der lokale Wasserversorger beauftragt werden – den LKW sehen wir nun schon häufiger durch die Straßen fahren. Für die Stromversorgung haben wir zur privaten Einspeisung ein paar Solarpaneele auf dem Dach. Warmwasser kommt vom 300 Liter Boiler. Abwasser geht über einen Septiktank und funktioniert mittlerweile nur noch leidlich – der 50 Jahre alte Wurzelwuchs hat hier zu Beeinträchtigungen geführt. Jetzt wartet unser Vermieter auf die Baugenehmigung für die Erneuerung zum Advanced Enviro Septic (AES) System.

Internet läuft über ADSL2+ mit ca.8MB/s und einem Datenvolumen von monatlich 100GB. Die Telefon- und Internetgebühren in Australien sind relativ hoch. So zahlen wir dafür immerhin 80AUD pro Monat an Grundgebühr, ohne Telefon-Flatrate. Die niedrigsten Mobilfunktarife liegen bei 30-50AUD im Monat. Dazu muss man natürlich den im Vergleich zu Europa erhöhten Aufwand beim Netzausbau und Betrieb beachten.

Ein schöner Fleck Erde ist Kettering, ein netter kleiner Ort ca. 10km südlich mit einem idyllisch gelegenen Naturhafen in der Bucht. Das Mermaid-Cafe (https://www.mermaidcafe.com.au/) am Fähranleger nach Bruny lockt mit verdammt leckeren hausgemachten Scones, Muffins und Spiegelei-Burgern. Das entschädigt auch für die leider häufig erfolglosen Angeltage, welche bei Sonne oder auch Vollmond für einen traumhaften Blick und viel Entspannung sorgen. Wenn dann die Fische nur um den Köder herumtänzeln, und maximal einige Flatheads an den Haken gehen, ist das manchmal leicht frustrierend. Da hilft aber auch wieder die Herzlichkeit der einheimischen Fischer drüber hinweg, welche gerne mal ein paar Stücke Lachs, Gummy-Shark oder auch Thunfisch spendieren. So ist unser Grill eigentlich ganzjährig in Betrieb und bringt Abwechslung in den Küchenalltag.

 

Apropos Küche: Wir sind positiv überrascht von der Vielfalt des hiesigen Angebotes. Nicht nur Fleisch, Fisch und Chips vom Grill und aus der Pfanne, sondern auch viel asiatischer Einfluss haben sich mit der ursprünglich englischen „Kochkunst“ vermengt. Umfangreiche Rezeptzeitschriften in Woolworth und Coles geben Anregungen, und unsere Erfahrungen aus den Küchenstunden in der Snug Primary sorgen für einige Leckereien zum Abend. Ob nun Sushi, Ziegenkäsetarte mit Feigen, Brokkoli in Chick-Pea-Teig, Tagine mit Datteln oder auch gekochte Quitten in Vanillesauce, alles ist einfach und schnell zuzubereiten. Für die besonderen Gaumenfreuden darf es auch mal eine Eierkuchenkreation vom Pancake-Train in Margate sein. (http://www.pancaketrain.com.au/).

Auch hier sind die Wochenenden generell zu kurz, und es fehlt wie immer der Tag zwischen Sonntag und Montag, ein weltweit bekanntes und bisher noch nicht gelöstes Problem. Samstagvormittag ruft das TYO zu den Proben nach Sandy Bay an die Hutchins School. Damit wäre für die Hälfte der Familie die Frage nach einer längeren Bettruhe geklärt. Ab und zu verbinden wir den Termin mit einem Besuch in der Inselmetropole, auf dem Salamanca-Markt oder auch einem Frühstücks-Plausch bei unserem Vermieter. Ein Wochenendbesuch von Neles Schulfreundin Abi sorgt für Stimmung, Kino oder Veranstaltungen wie Orchesterauftritte bieten Abwechslung, und Ausflüge zu Höhlen, Hot-Pools oder Wasserfällen erweitern unseren Inselhorizont. Vermutlich haben wir jetzt schon mehr gesehen als der Durchschnitts-Tasmanier in seinem ganzen Leben.

OK, dessen Alltag ist auch noch mit Arbeit angereichert – jeder wie er es braucht J